Wenn Paul Unruh ab Minden seinen Dienst als Lokführer antritt, ist er mit viel Vergnügen bei der Sache: Einmal am Tag fährt er mit dem RE 60 die Strecke zwischen Braunschweig und Rheine, zweimal täglich pendelt er mit dem Regionalexpress RE 70 von Braunschweig nach Bielefeld. Dabei ist der Familienvater aus Porta Westfalica noch gar nicht so lange auf den Gleisen unterwegs – erst vor einem Jahr beendete er erfolgreich seine Umschulung zum Triebfahrzeugführer.
Umschulung mit Zukunft
Ursprünglich stammt der gebürtige Pole aus einem ganz anderen Berufszweig: Er ist gelernter Polsterer. „Die letzten zwanzig Jahre habe ich als Polsterer und Sattler gearbeitet, aber dieses Handwerk hat in der Region keine Zukunft mehr. So hat mir die Agentur für Arbeit eine Umschulung zum Lokführer angeboten“, begründet Unruh seinen Wechsel. Um die entsprechende Qualifikation zu erlangen, besuchte er zunächst sieben Monate lang die Lokfahrschule Railconzept in Wunstorf. Dort machte der Umschüler seine ersten Erfahrungen im Lokführerstand – vorerst jedoch nur am Simulator. „Fahrpraxis habe ich dann weitere drei Monate lang bei der WestfalenBahn erhalten“, so Unruh. Für das Unternehmen ist er auch heute noch im Dienst.
Als Lokführer kann man alt werden
Der neue Job bereitet ihm sehr viel Freude, auch wenn ihn die Umstellung von regulären Arbeitszeiten auf Schichtdienst immer noch fordert. „Vor allem das Bedienen großer Maschinen gefällt mir sehr gut, das hat mich immer schon fasziniert“, schwärmt der Technikfan. Auch der tägliche Kontakt zu verschiedenen Menschen macht ihm Spaß. Darüber hinaus zählt ein gesundheitlicher Aspekt: „Die Tätigkeit als Polsterer hat mir körperlich viel abverlangt, das fällt jetzt natürlich weg. Lokführer ist ein Job, in dem man alt werden kann“, erzählt er.
Von Anfang an hundert Prozent geben!
Was rät Unruh anderen Menschen, die sich für die Umschulung interessieren? „Man sollte auf jeden Fall technikinteressiert sein, sonst bringt das nichts“, weiß der Westfale. Außerdem sollte man mindestens den Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung mitbringen. Da die Maßnahme sehr herausfordernd ist, rät er: „Gebt von vorneherein hundert Prozent, die Weiterbildung lohnt sich! Der Job ist sicher und gut bezahlt. Ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte.“