Ein Mann sitzt mit einem Notizbuch an einem Schreibtisch, auf seinem Laptop findet eine Videokonferenz statt.

Was ist Zugbeeinflussung, was Flankenschutz? Fachsprachkurse bereiten dich vor

Die Welt der Eisenbahnen ist voller Fachvokabeln. Auch für deutsche Muttersprachler sind sie oftmals unbekannt. Logisch, dass Begriffe wie Zugbeeinflussung oder Flankenschutz für Menschen, die zum Arbeiten nach Deutschland kommen, eine Hürde darstellen können. Damit sie eine Qualifizierungsmaßnahme zum*r Triebfahrzeugführer*in trotzdem erfolgreich absolvieren können, bieten die Bahnen in NRW und die SBH-West spezielle Fachsprachkurse an. 

Du willst ein Teil der Bahnfamilie werden, bist dir aber unsicher, ob du mit Deutsch-Kenntnissen eine Qualifizierungsmaßnahme zum*r Triebfahrzeugführer*in schaffen kannst? Dann ist vielleicht ein vorbereitender Fachsprachkurs genau das Richtige für dich. Im Interview erklärt dir Katrin Braun, bei der Weiterbildungseinrichtung SBH-West für die Fachsprachkurse verantwortlich, was es damit auf sich hat und wie du daran teilnehmen kannst.  

Auf einen Blick: Das musst du über die Fachsprachkurse wissen

  • Der Fachsprachkurs ist kein Deutschkurs. Er dient dazu, dass du bereits vor deiner Qualifizierungsmaßnahme bahnspezifische Fachvokabeln kennenlernen kannst.
  • Du musst mindestens Deutsch auf dem Sprachlevel B1 beherrschen, einen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder einen ähnlichen in Deutschland anerkannten Abschluss nachweisen können. Zudem musst du mindestens 20 Jahre alt sein.
  • Bevor du einen Fachsprachkurs beginnst, findet eine Informationsveranstaltung bei der SBH-West statt. Dort wird gemeinsam entschieden, ob so ein Kurs das Richtige für dich ist.
  • Für den nächsten Kurs kannst du dich ganz einfach auf unserer Jobkarte anmelden. Suche dort nach Zugewandertenkurse.  

Liebe Frau Braun, wer eine Qualifizierung zum*r Triebfahrzeugführer*in beginnen möchte, muss bereits Deutsch können und das auch nachweisen – warum dann überhaupt noch der Sprachkurs bei Ihnen?

Katrin Braun: Eins vorab: Unser Fachsprachkurs ist kein Sprachkurs, der darauf abzielt, das Deutschniveau zu verbessern. Die Teilnehmenden können auch keine Bescheinigung über ein Sprachlevel erreichen. Es geht dabei um spezifische Eisenbahnbegriffe, die oft auch ein Muttersprachler nicht kennt, zum Beispiel „punktförmige Zugbeeinflussung“ oder „Flankenschutz“*. Die Fachsprachkurse bereiten die Teilnehmenden auf solche Begriffe und Definitionen vor, damit sie sich bei der späteren Qualifizierung voll auf den Unterricht konzentrieren können.


*Unter „punktförmiger Zugbeeinflussung“ versteht man technische Kontrollsysteme, die bestimmte Parameter eines Zuges, zum Beispiel die Geschwindigkeit, an bestimmten Kontrollpunkten auf einer Strecke überwachen. „Flankenschutz“ heißt eine Maßnahme, die verhindern soll, dass ein Zug seitlich in einen freigegebenen Fahrweg gelangt. Mal ganz ehrlich: Hättest du es gewusst? 

Wie läuft so ein Kurs ab?

Der Fachsprachkurs dauert drei Monate und wird vor der eigentlichen Qualifizierung absolviert. Er findet online in einem rollierenden System statt. Das bedeutet, dass wir den Interessenten einen individuellen monatlichen Einstieg gewährleisten können, der auch zeitlich nah am späteren Qualifizierungskurs liegt. Durch das rollierende System wird der Stoff in regelmäßigen Abständen wiederholt, auch das hilft beim Verstehen. Unser Dozent schafft es, immer auf den aktuellen Wissensstand der Teilnehmenden einzugehen und den gesamten Kurs schnell auf ein Kenntnisniveau zu bringen. Der Vorteil am Online-Kurs ist, dass wir Interessenten aus allen Regionen zusammenbringen können. Dadurch ist gewährleistet, dass der Kurs auf jeden Fall stattfinden kann.

Wie viele Stunden umfasst der Fachsprachkurs? 

Es handelt sich um einen Vollzeit-Kurs. Er findet montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 15.45 Uhr und freitags von 8 Uhr bis 13 Uhr statt. Zusätzlich zum Fachunterricht hat jeder Teilnehmende auch einmal in der Woche einen Kommunikationsunterricht. Der zielt darauf ab, dass die Teilnehmenden wirklich ins Sprechen kommen, denn darin liegt oftmals eine große Hürde für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Welche Themen werden im Unterricht behandelt? 

Im Unterricht geht es um die Grundkenntnisse aus der Eisenbahnwelt. Dazu gehören unter anderem die Themen Rangieren, Wagentechnik, Bremse bis hin zum Betriebsdienst. Das wird aber zunächst nur sehr oberflächlich gehalten, denn das eigentliche Thema soll ja erst innerhalb der Weiterbildung gelernt werden.

Wie können sich Interessenten bei einem Fachsprachkurs anmelden?

Wenn jemand Interesse an der Weiterbildung zum*r Treibfahrzeugführer*in hat, besprechen wir bei einer Informationsveranstaltung gemeinsam die Möglichkeiten. Dazu gehört auch, ob ein Fachsprachkurs vielleicht sinnvoll sein könnte. Klar ist, dass bereits das Sprachniveau B1 in Deutsch vorhanden sein muss. Außerdem benötigen Interessenten mindestens einen Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder einen gleichwertigen Schulabschluss. Die Teilnehmenden müssen zudem mindestens 20 Jahre alt sein.  

Wer übernimmt die Kosten für den Fachsprachkurs? 

Ist der Kurs vor einer Weiterbildungsmaßnahme sinnvoll, bekommen die Teilnehmenden ihn meist über einen Bildungsgutschein durch die Agentur für Arbeit finanziert.

„Wir sehen, dass es die Teilnehmer*innen bei der Weiterbildung deutlich einfacher haben.“

Katrin Braun, SBH-West

Wie wirken sich die Fachsprachkurse auf die Leistungen in den dann folgenden Qualifizierungsmaßnahmen aus? 

Wir sehen, dass Teilnehmer*innen mit Migrationshintergrund, die vor ihrer Qualifizierung durch den berufsbezogenen Fachsprachkurs gegangen sind, es bei der Weiterbildung deutlich einfacher haben. Absolventen der Fachsprachkurse können sich direkt mit der eigentlichen Materie in den Kursen beschäftigen. Und wenn wir uns dann die hohe Quote der Teilnehmenden angucken, die im Fachsprachkurs gewesen sind und danach auch die Abschlussprüfung erfolgreich bestehen, dann können wir schon recht stolz auf das Angebot sein.

Gibt es eine Abschlussprüfung? 

Nein, der Fachsprachkurs wird nicht mit einer Prüfung oder Ähnlichem beendet. Nach dem Kurs wissen die Teilnehmenden und auch wir als Weiterbildungseinrichtung, wo die Stärken und vielleicht auch noch die Schwächen des einzelnen liegen. Gemeinsam können dann gegebenenfalls gezielt weitere Maßnahmen angegangen werden.

Warum ist es wichtig, einen so großen Fokus auf Migrantengruppen zu legen?

Lange Zeit waren die Berufe bei den Bahnen nicht in den Köpfen der Menschen – sowohl bei Deutschen als auch bei Migranten. Das hat dazu geführt, dass wir jetzt auf einen extremen Fachkräftemangel zusteuern, den wir allein mit Kandidaten, deren Muttersprache Deutsch ist, gar nicht mehr kompensieren können. Wir wissen, dass viele Menschen, die nach Deutschland kommen, arbeiten möchten und sich und ihrer Familie ein gutes Leben ermöglichen wollen. Die Bahnbranche bietet die Chance, sich eine sichere Zukunft in Deutschland aufzubauen. 

Können Sie Beispiele nennen? 

So haben wir zum Beispiel Ukrainer in den Kursen, die bereits in ihrer Heimat Berührungspunkte mit der Eisenbahn hatten, dort aber keine Gelegenheit haben, den Beruf auszuüben. Oder Syrer, die uns sagen, dass sie sich in Deutschland endlich ihren Kindheitstraum Lokführer*in erfüllen können. Diese Menschen nehmen auch niemandem den Job weg. Die Nachfrage nach neuen Triebfahrzeugführer*innen ist so hoch, dass auch jeder Deutsche, der motiviert ist und die Grundvoraussetzungen erfüllt, eine Qualifizierungsmaßnahme beginnen kann. 

Deinen Traumjob kannst du auch Online finden

Du kannst bei keinem der angebotenen Termine persönlich dabei sein? Dann hast du die Aussicht über unsere regelmäßigen digitalen Infoveranstaltungen Informationen zu den Qualifizierungsmöglichkeiten bei den Bahnen in NRW zu erhalten. Du bist bereits sicher, dass die Bahnbranche für dich der richtige Weg ist, dann findest du unsere offenen Stellen auf unserer Job-Karte – und mit wenigen Klicks kannst du dich direkt bewerben!

Eine weitere Möglichkeit, die Bahnen in NRW sowie die Unternehmen dahinter kennenzulernen, besteht auch in diesem Jahr wieder Ende August auf der KarriereSchiene. Bei der branchenspezifischen Messe kamen im vergangenen Jahr rund 500 Interessierte, um sich über einen beruflichen Quereinstieg und die Perspektiven in der Bahnbranche zu informieren. Wie das aussah, siehst du in unserem Video.

Eine Illustration zeigt einen Zug in weiß.

Auch du willst jetzt in deinem Traumjob durchstarten?

Auf unserer Jobkarte findest du alle aktuellen Kursangebote.