Eine duale Ausbildung mit besten Perspektiven: Eisenbahner*in im Betriebsdienst
Am 1. September 2022 ist bei den Bahnen in NRW das neue Ausbildungsjahr gestartet. Birgit Wohak und Benedikt Riepe, Lehrkräfte am Nicolaus-August-Otto Berufskolleg (NAOB) in Köln, haben rund 90 neue Schüler*innen begrüßt, die nun als zukünftige Lokführer*innen oder Fahrdienstleiter*innen ausgebildet werden. Vier neue Klassen wurden für die jungen Bahner*innen eingerichtet. Die aktuelle Mittelstufe und die Oberstufe besuchen jeweils 80 Berufsschüler*innen. Damit zählt das NAOB unter seinen Schüler*innen insgesamt rund 250 junge Bahner*innen, die bei elf Bahnverkehrs- und -infrastrukturunternehmen im Raum Aachen-Köln-Düsseldorf eine duale dreijährige Berufsausbildung machen.
Was die jungen Bahner*innen an der Berufsschule für ihre Karriere lernen und warum sich die Ausbildung lohnt, berichten die beiden Lehrkräfte aus erster Hand.
Ein Beruf, der Sinn macht
Eisenbahner*innen im Betriebsdienst sorgen dafür, dass Menschen und Güter auf der Schiene sicher ihre Ziele erreichen. In der Fachrichtung Lokführer und Transport fahren sie die Züge. In der Fachrichtung Zugverkehrssteuerung leiten sie die Züge vom Stellwerk aus, planen Strecken, kümmern sich um Weichen und Signale und sichern überhaupt den Schienenverkehr.
„Umfragen unter unseren Schüler*innen zeigen, dass sie sich mit ihrer Ausbildung als Bahner*innen einen Kindheitstraum erfüllen. Sie sind fasziniert von der Technik des Bahnbetriebs, wollen aber auch einer sinnvollen Arbeit nachgehen, die mit dem Transport von Menschen und Gütern gegeben ist.“
Lernen in der Berufsschule
Die duale Ausbildung für junge Bahner*innen findet im Unternehmen und in der Berufsschule statt. Dabei ist der Schulunterricht am NAOB in Köln pro Schuljahr auf drei Blöcke mit jeweils vier bis fünf Wochen konzentriert. In diesen Wochen lernen die Bahner*innen theoretisch alles, was sie für die Arbeit auf der Schiene wissen müssen. Auf dem Stundenplan für angehende Lokführer*innen stehen die drei Hauptfächer Gewährleistung von sicherem Bahnbetrieb, Prüfung und Handhabung von Schienenfahrzeugen sowie Durchführung von Zug- und Rangierfahrten. Die Digitalisierung und der Einsatz moderner Techniken spielen in der Schulbildung eine wichtige Rolle. Deutsch ist hier nur Nebenfach, ebenso wie Wirtschaft, Politik oder Religion. Am NAOB lernen angehende Triebfahrzeugführer*innen außerdem Niederländisch - wegen der vielfältigen Schienengrenzverkehre in der Region. Für die zukünftigen Fahrdienstleiter*innen steht Englisch auf dem Stundenplan. Der Unterricht in der Berufsschule ist eng mit der Ausbildung in den Betrieben verknüpft. Lehrkräfte und Ausbilder*innen stehen im engen Austausch.
Die berufliche Zukunft
Die duale Ausbildung als Eisenbahner*in im Betriebsdienst ist ideal für alle, die einen sicheren, verantwortungsvollen und abwechslungsreichen Beruf anstreben.
Eisenbahner*innen im Betriebsdienst arbeiten für den Klimaschutz. Der Schienenverkehr ist in den Plänen der Bundesregierung der Schlüssel zur Klima- und Mobilitätswende. Deshalb soll es schon 2030 schätzungsweise 50 Prozent mehr Arbeitsplätze in der Bahnbranche geben.
Weil Menschen und Güter mobil sein müssen, sind Bahner*innen systemrelevant. Sie haben einen krisenfesten Beruf und werden aktuell mehr denn je gesucht. Allein in Nordrhein-Westfalen müssen bis 2025 rund 1.000 Stellen für Triebfahrzeugführer*innen, die altersbedingt frei werden, neu besetzt werden.
Eisenbahner*innen im Betriebsdienst verdienen je nach Ausbildungsbetrieb und Tarifvertrag monatlich rund 1.000 Euro brutto schon im ersten Ausbildungsjahr. Nach der Ausbildung liegt das Einstiegsgehalt zwischen 3.000 und 3.200 Euro brutto im Monat, hinzu kommen Zulagen für den Schichtdienst. Das Einkommen steigt durch Weiterbildungen und wachsende Berufserfahrung.
Auf die Nachwuchsbahner*innen warten nach der dualen Ausbildung zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten wie Meister*in im Bahnverkehr, Fachwirt*in für den Bahnbetrieb oder Techniker*in im Eisenbahnbetrieb. Wer ein Studium im Verkehrsingenieurwesen oder in der Fahrzeugtechnik anstrebt, kann dafür am NAOB in Köln durch die Belegung zusätzlicher Fächer neben der Ausbildung auch die Fachhochschulreife erwerben.
„Mit einem Studium nach der dualen Ausbildung können Bahner*innen auch Fachlehrer*innen an der Berufsschule werden. Es ist sehr wichtig, dass theoretisches und praktisches Wissen gut verknüpft und entsprechend vermittelt wird.“
Das Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg (NAOB) in Köln-Deutz wurde am 1. April 1964 als Berufsschule für Kraftfahrzeugtechnik gegründet und trägt seit 1988 den Namen des berühmten Entwicklers und Erfinders Nicolaus August Otto. Jedes Jahr besuchen rund 1.700 Schüler*innen die dort angebotenen Bildungsgänge in den Fachrichtungen Fahrzeugtechnik und Verkehrswesen. Sie werden von rund 55 Lehrkräften betreut und unterrichtet.