Drei Personen sitzen an einem Konferenztisch und hören dem Ausbildungsleiter zu.

Keyfacts für den Quereinstieg als Lokführer*in

Schaffe ich den Quereinstieg als Lokführer bzw. zur Lokführerin? Wie lange dauert die Umschulung? Und wie funktioniert das finanziell? Holger van Heeck, Leiter Qualifikation Triebfahrzeugführer Personal bei DB Regio NRW in Essen, gibt Antworten auf häufig gestellte Fragen und nennt die wichtigsten Fakten für Quereinsteiger*innen.

Welche Voraussetzungen brauchen interessierte Quereinsteiger*innen?

van Heeck: Die wichtigste Voraussetzung ist die Leidenschaft für die Bahn und den Schienenverkehr – und eine grundsätzliche Bereitschaft zum Schichtdienst. Die Bewerber*innen sollten technisch interessiert sein und mindestens einen Hauptschulabschluss haben. Wichtig zu wissen: Quereinsteiger*innen müssen immer eine erste, abgeschlossene Berufsausbildung haben. Ansonsten bleibt ihnen die reguläre dreijährige Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst als gute Alternative. Von Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung für angehende Lokführer*innen ist ein Pkw-Führerschein.

Müssen Quereinsteiger*innen eine besondere Erstausbildung haben?

van Heeck: Nein. In unseren Umschulungen sitzen Bürokaufleute ebenso wie Pilot*innen. Unsere Ausbilder*innen und Trainer*innen sind darauf eingestellt, dass Quereinsteiger*innen unterschiedliche Voraussetzungen mit sich bringen und ganz verschiedene Lerntypen sind. Da hat jeder dieselben Chancen.

Gibt es Altersgrenzen für Quereinsteiger*innen?

van Heeck: Nein. Das Alter ist doch nur eine Frage der Einstellung. Die Teilnehmenden in unseren Umschulungen sind zwischen 25 und 50 Jahre jung. Einige Quereinsteiger*innen sind auch noch etwas älter.

Lokführer*innen müssen einen gesundheitlichen Eignungstest machen. Was bedeutet das?

van Heeck: Lokführer*innen sind letztendlich für die Sicherheit ihrer Fahrgäste verantwortlich. Sie müssen deshalb gesundheitlich fit sein. Folglich ist die arbeitsmedizinische Untersuchung ein direkter Bestandteil im Auswahlverfahren. Vor Beginn der Umschulung werden interessierte Bewerber*innen ärztlich untersucht, ob sie dem körperlichen und psychischen Druck in ihrem späteren Arbeitsalltag auch gewachsen sind. Diese Untersuchung, der sogenannte Wiener Test, wird nicht im Betrieb, sondern von externen Experten durchgeführt.

Wie lange dauert eine Umschulung als Lokführer*in?

van Heeck: Die Umschulungen bei DB Regio NRW dauern zwischen 9 und 10 Monaten. Die Dauer ist abhängig von den Fahrzeugen, für welche die Umschüler*innen ausgebildet werden. Weitere Fahrzeugtypen lernen sie dann in regelmäßigen Weiterbildungen kennen. Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen gehören zum Beruf dazu. Jeder unserer Lokführer und Lokführerinnen nimmt regelmäßig an entsprechenden Kursen teil.

Wie können Quereinsteiger*innen die Umschulung zum Lokführer finanzieren?

van Heeck: Bei DB Regio NRW wird die Umschulung vergütet. Quereinsteiger*innen bekommen in der Regel ein festes Gehalt nach Tarifvertrag. Das liegt zwei Stufen unter dem Einstiegsgehalt, das Lokführer*innen nach der erfolgreichen Umschulung erhalten. Einige Umschüler*innen sind auch in Maßnahmen der Agentur für Arbeit und finanzieren sich über einen Bildungsgutschein, oder sie erhalten Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur beruflichen Rehabilitation bei der Rentenversicherung.

Was verdienen Quereinsteiger*innen nach einer erfolgreichen Umschulung?

van Heeck: Das Einstiegsgehalt für Lokführer*innen liegt bei 38.000 Euro im Jahr bei der DB. Darüber hinaus gibt es Schichtzulagen. Das Gehalt steigt dann nach Arbeitsjahren und Erfahrung, wie im Tarifvertrag festgelegt.

Wie sieht eine Umschulungsmaßnahme genau aus?

van Heeck: Wie gesagt, dauern die Umschulungen bei DB Regio NRW zwischen 9 und 10 Monaten. Die Umschulungen finden bei uns im Haus statt, Unterricht ist täglich zwischen 7.30 Uhr und 15.50 Uhr. In den ersten drei Monaten machen wir ausschließlich Theorieunterricht. Da muss viel gebüffelt werden. Dann kommt nach und nach mehr Praxis dazu. Zunächst am Fahrtrainer bei uns im Haus. Da werden verschiedene Situationen simuliert, auch Notfälle oder Extremwetterlagen. Ein*e Schüler*in bzw. Umschüler*in fährt den Zug, die anderen schauen zu, anschließend folgt die Besprechung in der Gruppe. Später beim Simulator-Training an unseren Standorten in Hagen oder Köln sind die Umschüler dann zum ersten Mal allein auf sich gestellt. Am Ende der Umschulung stehen 40 Arbeitsschichten begleitetes Fahren, bevor die Umschüler als ausgebildete Lokführer ihren ersten Zug übernehmen. Quereinsteiger*innen müssen natürlich auch Klausuren schreiben und dann für den Triebfahrzeugführerschein eine schriftliche und eine mündliche Prüfung machen. Es folgt dann noch die Prüfung zur Zusatzbescheinigung des Eisenbahnverkehrsunternehmens, die bei uns aus einer schriftlichen und mündlichen sowie einer praktischen Prüfung besteht.

Wie viele Teilnehmenden sind in einer Umschulungsmaßnahme?

van Heeck: Bei DB Regio NRW in Essen gibt es kleine Kurse mit etwa 15 Teilnehmenden.

Wie viele Quereinsteiger*innen brechen die Umschulung ab?

van Heeck: Die Abbruchquoten und auch die Durchfallquoten sind bei unseren Umschulungen in Essen verschwindend gering.

Werden alle Umschüler*innen übernommen?

van Heeck: Bei unseren Umschulungen ist - nach erfolgreichem Abschluss –  die Übernahme als Lokführer*in bei DB Regio NRW garantiert.

Wann starten die nächsten Lokführer*innen-Umschulungen?

van Heeck: Bei DB Regio NRW in Essen starten alle zwei Monate neue Umschulungskurse, immer in den geraden Monaten, als Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember. So haben wir insgesamt sechs Umschulungskurse pro Jahr.

Wie und wo können sich interessierte Quereinsteiger*innen als Lokführer*in bewerben?

van Heeck: Offene Stellen für Lokführer*innen finden sich über die Jobkarte der Bahnen in NRW und bei uns über das Karriereportal der Deutschen Bahn. Das Bewerbungsverfahren bei uns läuft erst einmal online. Es gibt einen Online-Test als erstes Auswahlverfahren. Bei Erfolg erhalten die Bewerber*innen eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch. Dann folgt der gesundheitliche Eignungstest für Lokführer*innen.


Lokführer in NRW – Fakten für Quereinsteiger

    • Knapp 3.000 Lokführer*innen arbeiten zurzeit im Regionalverkehr bei den Bahnen in NRW
    • Mindestens 650 Neueinstellungen planen die Bahnen in NRW bis 2025
    • 8 bis 11 Monate dauert eine Umschulung zum Lokführer bzw. zur Lokführerin, je nach Unternehmen und Fahrzeugausbildung
    • 40 begleitete Schichten müssen angehende Lokführer*innen fahren, bevor sie nach der erfolgreichen Prüfung zum ersten Mal alleine einen Zug übernehmen
    • 36.000 bis 38.000 Euro brutto im Jahr verdient ein*e Lokführer*in im ersten Berufsjahr bei der DB