100 Prozent Verkehrswende: Lokführer Fatih macht sich stark für die Zukunft seines Berufs
Fatih Yasars beruflicher Werdegang war durch den Gebrauchtwagenhandel seiner Eltern vorgezeichnet. Mit Anfang 20 übernahm er den Familienbetrieb. Doch der Markt für gebrauchte Pkw wurde zunehmend härter, die berufliche Selbstständigkeit bedeutete für ihn ein Leben auf Abruf, ohne Feierabend und ohne Freizeit. Vor vier Jahren suchte er eine Alternative und dachte zunächst an eine Umschulung zum Busfahrer. „Mein Bruder machte mich darauf aufmerksam, dass Lokführer gesucht werden. Da habe ich das Stellenangebot von VIAS Rail entdeckt und mich beworben. Danach lief alles ideal weiter“, blickt Fatih zurück.
Züge fahren statt mit Autos handeln
Inzwischen hat auch sein Bruder einen erfolgreichen Quereinstieg bei den Bahnen in NRW gemacht. ‚Züge fahren statt mit Autos handeln‘ lautet die neue Devise für die Familie Yasar. Fatih schätzt vor allem die trotz Wechselschichtdienst planbaren Arbeitszeiten mit freien Tagen und Wochenenden als Familienzeit. Genauso wichtig ist ihm aber auch die tägliche Abwechslung im Fahrbetrieb. „Wenn ich früher beim Start ins Berufsleben gewusst hätte, wie viel Lebensqualität ich als Lokführer habe, vielleicht hätte ich dann sogar die dreijährige Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst gemacht“, sagt der 38-Jährige heute. Denn vor seiner Umschulung kannte Fatih von Zügen nur die Fahrgastabteile. „Auf längeren Reisen bin ich als Autohändler schon vergleichsweise viel Bahn gefahren. Aber ich habe mir nie Gedanken gemacht um den Menschen und seinen spannenden Job im Führerstand. Ich hatte den Lokführer-Beruf einfach nicht auf dem Plan und wusste nicht, wie viel Spaß mir das macht“, so Fatih weiter.
Lokführer-Wissen als Praxistrainer weitergeben
Seine Freude am neuen Beruf will er nun teilen und sein Wissen weitergeben. Deshalb startet Fatih nach vier Jahren Erfahrung als Lokführer eine Weiterbildung zum Praxistrainer. Mit dieser Zusatzqualifikation kann er neue Kolleg*innen, die wie er den Quereinstieg gewagt haben, nach der theoretischen Ausbildung am Fahrzeug anlernen. „Das ist für mich der erste Schritt zur Weiterbildung als Ausbildungs-Triebfahrzeugführer“, nennt Fatih sein nächstes berufliches Ziel. Dabei ist eins für ihn klar: Er bleibt der Bahnbranche treu. „Ich habe als Lokführer eine sichere berufliche Zukunft und für diese Zukunft mache ich mich stark“, erklärt er und denkt in Zeiten der Corona-Pandemie auch über die Systemrelevanz seiner Arbeit nach: „Es gibt so viele Menschen, die nicht im Homeoffice bleiben können und mobil sein müssen. Das wird in Zukunft nicht anders sein. Wenn aber alle mit dem Auto unterwegs sind und die Bahnen nicht fahren, dann gibt das auf den Straßen ein Riesenchaos.“ Als Lokführer steht Fatih deshalb zu 100 Prozent hinter der Verkehrswende und hat nur einen konkreten Wunsch: „Unser Beruf braucht viel mehr Anerkennung. Viele Menschen haben überhaupt keine Vorstellung vom Berufsbild Lokführer*in und der Verantwortung, die wir tragen. Das müssen wir ändern.“