Lokführerin und Mutter: So meistert Buket Yaldiz ihre Doppelrolle
„Wenn jemand zweifelt: Ich bin der Beweis fürs Gegenteil“
Sie steht auf, wenn alle anderen noch schlafen: Zwischen 3 und 4 Uhr beginnt die Schicht von Buket Yaldiz. Seit 2013 arbeitet sie als Lokführerin, seit eineinhalb Jahren fährt sie für DB Regio – und muss gleichzeitig ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter gerecht werden. Bis vor Kurzem wurde sie von einer Freundin unterstützt, doch diese zieht ins Ausland und Yaldiz musste neu planen.
„Als klar war, dass meine Freundin mich ab Januar nicht mehr unterstützen kann, bin ich auf meinen Teamleiter zugegangen. Gemeinsam waren wir erst beim Betriebsrat und dann bei der Personalabteilung“, erzählt Yaldiz. „Hier werden gerade wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt und sogar Schichten auf mich zugeschnitten, damit ich weiterhin Vollzeit arbeiten kann. Ich bekomme wirklich viel Rückhalt und Unterstützung – und deswegen funktioniert es auch.“
Dass sie sich auf ihren Arbeitgeber immer verlassen kann, schätzt Yaldiz dabei besonders. „Ich habe den Job ja auch als alleinerziehende Mutter angefangen und kann mich seit meinem ersten Tag immer auf Absprachen und Versprechen verlassen.“ So hat die Lokführerin die Möglichkeit bekommen, nur Frühschichten zu fahren, damit sie ihren Sohn aus der Kita abholen und Zeit mit ihm verbringen kann.
Nur einmal sei sie eine Spätschicht gefahren: „Ich möchte ja auch, dass sich mein Arbeitgeber auf mich verlassen kann – so wie ich mich auf ihn. Deswegen springe ich auch mal ein“, betont Yaldiz. „Aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Dafür haben Team und Vorgesetzte auch vollstes Verständnis. Vollzeit arbeiten mit Kind kann also durchaus funktionieren. Wenn jemand zweifelt: Ich bin der Beweis fürs Gegenteil.“
„Auf mich wird extrem viel Rücksicht genommen“
Wann die alleinerziehende Mutter eines Sohnes Schichten fahren muss, entscheidet sich immer sechs Wochen vorher. „Der Verantwortliche kennt alle Lokführer und Lokführerinnen – mich natürlich eingeschlossen. Er weiß, dass ich ein Kind habe und versucht, die Schichten in Absprache mit den anderen so zu regeln, dass ich nicht so viel am Wochenende arbeiten muss. Jetzt, über die Feiertage, fahre ich zum Beispiel auch nur am zweiten Weihnachtsfeiertag.“
Und auch wenn die Doppelrolle als Mutter und Lokführerin nicht immer leicht sei, für Yaldiz ist es die richtige Entscheidung. „Klar, es gibt Tage, da ist das Kind krank – und da kann ich mich übrigens ganz normal mit einem Kinderkrankenschein krankmelden – manchmal bin ich müde oder der Haushalt bleibt liegen. Aber alles in allem“, stellt Yaldiz klar „liebe ich den Job. Ich habe ein sicheres und sehr gutes Einkommen und auf mich wird extrem viel Rücksicht genommen. Die schönsten Sonnenaufgänge gibt es obendrauf!“
Dass sie ihre Vollzeitstelle so gut ausüben kann, liegt laut Yaldiz besonders an der Unterstützung durch den Arbeitgeber: Vor ihrer Zeit als Lokführerin bei DB Regio ist sie im Güterverkehr gefahren, durfte dank Weiterbildungen Gefahrengut transportieren, war aber häufig viele Tage am Stück unterwegs. „Im SPNV ist das anders. Hier sind die Arbeitszeiten flexibler und es kann noch mehr auf meine Wünsche eingegangen werden.“
Was sie sich für die Zukunft wünschen würde? „Ein Kindergarten für Lokführerfamilien an Hauptbahnhöfen. Aber das wäre dann wirklich das Tüpfelchen auf dem I.“