Nach Quereinstieg bei den Bahnen in NRW: So geht es Lokführer Tim heute
„Ab dem Moment war für mich klar, dass ich hier richtig bin.“
10. Februar 2020, 3:28 Uhr. Draußen ist es noch dunkel und die ganze Nacht hat es geregnet. Es ist Tims erster Tag als fertig ausgebildeter Lokführer – und überall in NRW wird vor heftigen Unwettern gewarnt. „Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen“, sagt Tim. Denn als er in seine Frühschicht startete, zog Orkantief Sabine bereits mit bis zu 120 Stundenkilometern durch die Region.
Deswegen galt es für Tim gleich zu Beginn, nicht nur den regulären Betrieb zu meistern, sondern auf ganz andere Herausforderungen vorbereitet zu sein. „An so einem Tag muss man als Lokführer mit vielen Dingen rechnen“, erklärt Tim. „Umgestürzte Bäume, Streckensperrungen oder beschädigte Oberleitungen können den Betrieb beeinträchtigen. Hier hat sich für mich noch mal gezeigt, wie gut mich die Ausbildung auf den Beruf vorbereitet hat. Natürlich war es aufregend, aber ich habe es geschafft und wurde dabei super unterstützt. Ab dem Moment war für mich klar, dass ich hier richtig bin.“
„Gerade jetzt ist finanzielle Sicherheit ein Privileg“
Aber nicht nur dieses Erlebnis hat Tim in seiner Entscheidung bestärkt: Kurz nach Abschluss seiner Ausbildung verhängte das Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen der steigenden Infektionszahlen mit COVID-19 den ersten Lockdown – und sorgte in vielen Branchen für große Unsicherheiten. Tim ist sich sicher: Hätte er sich damals nicht für den Quereinstieg bei den Bahnen in NRW entschieden, würde seine Zukunft jetzt anders aussehen. „Ich hätte mir vielleicht Sorgen über eine Übernahme machen müssen“, so der zweifache Familienvater. „Als Lokführer war das nicht der Fall. Wir alle sind weitergefahren und haben dadurch unseren Teil dazu beigetragen, Menschen mit systemrelevanten Berufen sicher zur Arbeit zu bringen.“
Dass er sich auch in Krisenzeiten auf seinen Arbeitgeber verlassen kann, wertschätzt er jetzt besonders: „Gerade in der aktuellen Zeit ist es ein großes Privileg, dass ich mir keine Sorgen um meine finanziellen Sicherheit machen muss“, meint Tim. Und mehr noch: Mit dieser beruflichen Perspektive kann er auch in die Zukunft seiner Familie investieren.
„Ich habe mir ein Haus gekauft und kernsaniere es gerade selber“, erzählt er lachend. „Tatsächlich habe ich derzeit so viele freie Tage unter der Woche wie noch nie in meinem Leben.“ Er könnte verstehen, dass der Schichtdienst den ein oder anderen abschrecken würde – für ihn hat er sich aber bezahlt gemacht. „Natürlich muss man sich daran gewöhnen, aber es ist alles planbar. Und meine Töchter haben Verständnis dafür, dass ich nach einer Nachtschicht etwas länger schlafen muss. Dafür kann ich auch ab und an unter der Woche mehr für sie da sein.“
„Die Ausbildung ist die Einstiegskarte – danach sind alle Türen offen“
Auch wenn Tim als Lokführer mit seinem Quereinstieg genau dort angekommen ist, wo er hinwollte – perspektivisch ist mit seiner Weiterentwicklung noch lange nicht Schluss. „Viele Kolleginnen und Kollegen rufen mich zwischendurch an, wenn sie Fragen haben und ich helfe gerne weiter“, so Tim. „Irgendwann einmal kann ich mir deswegen auch vorstellen, anderen Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern als Dozent etwas über den Beruf beizubringen“, meint der Lokführer der WestfalenBahn. „Dazu gehören natürlich ein paar Jahre Berufserfahrung, aber fest steht: Die Ausbildung zur Lokführerin oder zum Lokführer ist die Einstiegskarte – danach sind alle Türen offen und man kann viele Karrierewege bei den Bahnen in NRW einschlagen.“
Rückblickend ist sich Tim sicher, dass seine Umschulung damals der richtige Weg gewesen ist. „Die Ausbildung war nicht einfach, aber es hat sich gelohnt“, grinst er. „Meine Bahnerfamilie wird mich so schnell nicht los!“