Nachtschicht im Regionalverkehr: Unterwegs mit Lokführerin Corinna Dohmen
Corinna Dohmen ist heute auf der Linie RE 3 im Einsatz. Von Düsseldorf nach Dortmund und wieder zurück – so steht es in der Dienstdetailliste. Doch bevor es für die 31-Jährige auf die Strecke nach Dortmund geht, entkuppelt die Rheinländerin bereits Triebfahrzeuge für einen Kollegen, der sich in wohlverdienter Pause befindet, bevor seine Fahrt weitergeht. „Im Fachjargon heißt es, wir trennen die Doppeltraktion“, lacht Corinna Dohmen. Und da fährt auch bereits ihr Kollege mit der noch vorhandenen Doppeltraktion zwecks Übergabe im Düsseldorfer Hbf ein.
Seit 2010 sitzt sie im Führerraum der eurobahn und bringt ihre Fahrgäste sicher an ihr Ziel – am Tag und in der Nacht. „Für mich ist das der ideale Beruf. Denn hier bin ich mein eigener Chef und trage eine große mir anvertraute Verantwortung. Mir macht meine Arbeit richtig Freude – von der Beförderung unserer Fahrgäste bis hin zur kollegialen Gemeinschaft – gibt es viele positive Aspekte“, ergänzt Corinna Dohmen.
„Frau muss auf alles vorbereitet sein“
Corinnas erste Fahrt startet um 22:45 Uhr. Ihr Dienst begann um 21 Uhr in Düsseldorf. Die Frage, die sich hier stellt, lautet: Was macht die junge Frau 1 ¾ Stunden vor ihrer ersten Abfahrt am Düsseldorfer Hbf? „Meine Kollegen, die in Düsseldorf einfahren, haben Pause. Innerhalb dieser Zeit bin ich behilflich, indem ich beispielsweise die Trennung der Doppeltraktion durchführe. Weiterhin fahre ich die Fahrzeuge in die Düsseldorfer Abstellung. Das hört sich vielleicht weit entfernt an, ist in der Realität jedoch Gleis 1“, schmunzelt Corinna Dohmen.
Und so vergeht die Zeit wie im Fluge, denn da fährt bereits ihr nächster Kollege mit „ihrem“ Zug, der RE 3, ein. Endlich geht’s los. Nach kurzer Lagebesprechung mit dem Kollegen übernimmt sie den Führerraum. Wie beim Pkw stellt sie sich auch im Zug ihren Sitz oder auch Außenspiegel erst einmal richtig ein und begrüßt die Fahrgäste auf dem Weg nach Dortmund Hbf.
Die Nacht zeigt sich von ihrer schönsten Seite, die Lichter ziehen an ihr vorbei. Innerhalb der Woche ist das Fahrgastaufkommen nachts eher gering, am Wochenende ist es genau umgekehrt. „Egal, ob ich nachts oder tagsüber im Einsatz bin, die Aufmerksamkeit muss stets gegeben sein, das hat nichts mit dem Tageslicht zu tun“, sagt Corinna Dohmen.
„Mehr als Knöpfe drücken”
Es ist bereits kurz vor Mitternacht, als Corinna Dohmen auf den Dortmunder Hauptbahnhof zusteuert. „Liebe Fahrgäste, in Kürze erreichen wir Dortmund Hbf. Unser Zug endet dort. Wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen“, tönt es aus dem Fahrgastlautsprecher. Endstation. Die erste Tour ist geschafft. Dann wird bereits die zweite Fahrt vorbereitetet: In einer Stunde übernimmt die Lokführerin das nächste Fahrzeug eines Kollegen. In der Zwischenzeit führt sie Rangierarbeiten sowie den Abschlussdienst des Fahrzeuges durch – wie bereits in Düsseldorf. „Triebfahrzeugführerin zu sein, ist mehr als nur Knöpfchen drücken. Technisches Verständnis, An- und Abkuppeln und Fahrzeugprüfung sind nur einige Grundlagen, die dazu gehören“, erklärt Corinna Dohmen.
Als gegen 1 Uhr das nächste Fahrzeug im Dortmunder Hbf eintrifft, übernimmt die Lokführerin die nächsten Abschlussarbeiten. Dieses Fahrzeug wird sie jedoch in nur rund zwei Stunden wieder einsatzbereit prüfen und vorbereiten, um in dieser Nacht ihre Rückfahrt von Dortmund nach Düsseldorf Hbf zu starten. Früh morgens um 04:12 Uhr fährt sie mit einer Handvoll Fahrgästen in die Landeshauptstadt ein. Bis zum Dienstschluss um kurz vor sechs, wenn viele ihre Wecker klingeln hören, rangiert sie weitere Züge. Auch die Pendlerzüge früh morgens werden von ihr bereits zur sicheren Abfahrt vorbereitet.
Arbeiten, wenn andere schlafen
Dass sie zu Zeiten arbeitet, wenn andere schlafen, ist für die Mutter einer eineinhalbjährigen Tochter kein Problem. Ganz im Gegenteil. „Die Nachtschicht mag ich sogar am liebsten. Dann habe ich viel mehr vom Tag“, verrät Corinna Dohmen. Ob sie sich dennoch vorstellen kann, den Führerraum irgendwann gegen einen Nine-to-five-Job einzutauschen? „Auf gar keinen Fall. Ich bin glücklich mit meinem Beruf und mag ihn so wie er ist – mit all seinen Vor- und Nachteilen.“