Organisation als Traumjob: Betriebsplaner*innen sind echte Koordinationstalente
Da es aber mehr als genug äußere Einflüsse gibt, auf die auch die besten Planer*innen keinen Einfluss haben, bleibt der Job für Sven und sein Team stets spannend. „Alles, was wir hier machen, ist erst einmal Theorie. Aber wir verstehen auch, was draußen passiert“, sagt der ausgebildete Eisenbahner im Betriebsdienst. „Das ist sehr wichtig für unseren Job.“ Sven hat nach seiner EiB-Ausbildung die Bahn-Karriere mitten im Geschehen eingeschlagen und zehn Jahre als Triebfahrzeugführer gearbeitet. Über die Tätigkeit als Leitstellen-Disponent bei der Schweizer Bundesbahn kam er schließlich zur RheinRuhrBahn – als Betriebsplaner.
Die Leidenschaft zählt
Um die Karriere als Betriebsplaner*in anzugehen, ist Svens Laufbahn aber nur ein mögliches Beispiel. „Da unser Job ja kein klassischer Ausbildungsberuf ist, mit dem der Abschluss ‚Betriebsplaner*in‘ erreicht wird, gibt es viele Wege hier zu landen. Einige Kolleg*innen kommen von Universitäten oder Hochschulen, andere sind Quereinsteiger*innen mit Dispo-Erfahrungen oder haben mit einer grundlegenden Eisenbahner*innen-Ausbildung begonnen“, erklärt Sven.
„Am wichtigsten für den Job in der Betriebsplanung ist, dass man Spaß am Planen, Leidenschaft für die Bahn und erste Erfahrungen im Organisationsbereich mitbringt.“
Kommunikation, Koordination und Konzentration
Als Betriebsplaner*in ist ein genauer Rund-um-Blick das A und O. „Es gibt einfach sehr viele Komponenten, die wir in unserer Arbeit beachten müssen“, berichtet Sven. „Das beginnt bei der Entwicklung des Fahrplans. Man muss sich sofort fragen: Wie können wir unsere Züge einsetzen? Wie passen die Fahrpläne zu unseren Schichtplänen? Welche Anschlüsse müssen beachtet werden?“ Wenn all das erst einmal grob skizziert wurde, geht es an die Abstimmung mit dem zuständigen Verkehrsverbund – im Falle der RheinRuhrBahn ist das häufig der VRR.
Allerdings geht es dabei nicht nur um die Züge, die auf den Strecken im Einsatz sind: „Wir müssen natürlich auch die Wartungen und Wäschen unserer Fahrzeuge mitbetrachten, das ist für die Grundlage der Planung wichtig.“ Steht das Organisationsgerüst, geht es an die Schichtpläne und die detaillierten Absprachen. Dann stimmen sich Sven und sein Team mit der DB Netz, dem zuständigen Verkehrsverbund, aber auch den anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen ab – zu guter Letzt dann mit dem Betriebsrat. „Wir arbeiten schon gut zusammen, obwohl es so viele eigene Unternehmen gibt“, sagt Sven. „Wenn Baumaßnahmen anstehen, entscheiden wir gemeinsam, welche Linien weiterfahren, welche wir zeitweise aussetzen müssen oder welche umgeleitet werden. Wir haben schließlich das gemeinsame Ziel, die Menschen bestmöglich von A nach B zu bringen.“
Fahrgast und Organisator zugleich
„Natürlich haben wir Maßnahmen zur Qualitätskontrolle, um zu schauen, wie gut beispielsweise die Abläufe beim Schienenersatzverkehr funktionieren“, erzählt der Betriebsplaner. Ab und an wird er dabei auch ungewollt selbst zur Testperson: „Ich habe letztens genau den SEV geplant, der auf meinem Arbeitsweg liegt – dadurch sieht man das Ganze nochmal aus einem anderen Blick als aus dem Büro.“ Positiver Nebeneffekt: Wenn er merkt, dass es hakt, kann er sich selbst direkt kümmern. „Wenn ich mutig bin, oute ich mich sogar als Zuständiger bei den anderen Fahrgästen. Das ist es natürlich angenehmer, wenn der Ersatzverkehr funktioniert“, sagt er mit einem Lachen.
Eine sichere Sache
„Die Eisenbahn gibt es schon seit über 100 Jahren und es wird sie auch in 100 Jahren vermutlich noch geben. Es ist einfach ein krisensicherer Job. Die Branche verändert sich zwar immer wieder, es gibt immer mal strukturelle Veränderungen, aber gutes Bahnpersonal wird immer gebraucht – und wenn man einmal in der Bahnbranche angekommen ist und Spaß am Job hat, wird man hier auf jeden Fall glücklich.“
Eine tolle Branche
„Ich persönlich war von Anfang an Eisenbahner. Ich habe mich als Kind schon für Züge und Bahnen begeistert. Deswegen war die Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst und die anschließende Triebfahrzeugführer-Ausbildung logisch. Daran sieht man, wie abwechslungsreich die Branche ist: Man hat immer die Chance, sich weiterzubilden oder umzuorientieren, denn den einen perfekten Weg gibt es nicht.“
Aus Nordwestbahn wird RheinRuhrBahn
Seit September 2022 ist das Unternehmen der Transdev GmbH aufgeteilt. Im nördlichen und östlichen Teil NRWs ist weiterhin die Nordwestbahn unterwegs. Die Strecken im Westen des Landes werden seitdem unter dem regional passenden Namen RheinRuhrBahn (RRB) betrieben. Sitz des Unternehmens ist Duisburg, so sind die Mitarbeitenden des Eisenbahnverkehrsunternehmens genau in der Schnittstelle zwischen Ruhrgebiet und Rheinland besiedelt. Fünf RB- und RE-Linien zwischen Düsseldorf, Xanten und Essen (RE 10, RE 44, RE 14, RB 31, RB 36) fallen in die Zuständigkeit der RRB. Ende 2023 kommt außerdem die Linie S7 dazu. Mit der RheinRuhrBahn tritt damit ein EVU in die Gemeinschaft der Bahnen in NRW, das jährlich rund sieben Millionen Fahrgäste auf 265 Kilometern Liniennetz ans Ziel bringt.