Eine S-Bahn hält am Dortmunder Bahnhof.

Arbeiten, wenn andere Urlaub haben

Zum Alltag von Lokführer*innen gehört der Schichtdienst. Wenn die meisten anderen noch schlafen, sind sie bereits im Einsatz, auch an Wochenenden und Feiertagen machen sie ihren Job. Warum das gar nicht so schlimm ist, erzählt dir ein Bahner in diesem Beitrag. 

Weihnachten ist, was du draus machst. Bei Luciero Boto Vieira hieß das auch schon mal: großes Familienfrühstück mit Bescherung statt gemeinsamem Abendessen bei Kerzenschein. Der 51-Jährige hatte den späten Dienst an Heiligabend. Für den Triebfahrzeugführer und seine Familie kein Problem: „Das wussten wir bereits seit Beginn des Jahres und haben uns darauf eingestellt. So lange nämlich stehen unsere Dienste im Jahresplan fest.“

Lokführer Luciero in seinem Führerstand.
„Schichtdienste gehören einfach dazu, wenn man bei den Bahnen arbeitet. Das ist bei Feuerwehrleuten, der Polizei oder im Krankenhaus genauso. Das sind nun einmal keine klassischen Bürojobs.“

Luciero Boto Vieira, Triebfahrzeugführer bei der Vias

Seit 15 Jahren arbeitet Vieira bei den Bahnen in NRW. Er wusste damals schon, worauf er sich da einlässt: Luciero: „Schichtdienste gehören einfach dazu, wenn man bei den Bahnen arbeitet. Das ist bei Feuerwehrleuten, der Polizei oder im Krankenhaus genauso. Das sind nun einmal keine klassischen Bürojobs.“ 

Ausnahmen gibt es keine 

Ausnahmen gibt es keine, weiß Lara Schankweiler. Sie ist Personalerin bei der Vias, einem der Eisenbahnverkehrsunternehmen in NRW und sagt: „Die Bahnen fahren rund um die Uhr und das ganze Jahr. Daher ist die Bereitschaft zu Schichtdienst zwingend erforderlich.“ 

Damit das immer fair abläuft, wird durchgewechselt. Rotationsverfahren ist das Stichwort. Die Mitarbeitenden erhalten neben dem Jahresplan auch einen Monatsplan. Darauf basierend wird durchgewechselt. Es ist also nicht so, dass Mitarbeitende ständig in Früh- oder Spätdiensten arbeiten müssen. 

Auch Feiertage werden fair verteilt. Wer an Weihnachten arbeitet, kann an Ostern freihaben – oder umgekehrt. Meist helfen sich die Bahner*innen auch gegenseitig. Muslimische Mitarbeiter übernehmen zum Beispiel häufiger die Weihnachtsdienste, wenn sie dann zum Beispiel ihre Familie im Ausland besuchen, übernehmen die christlichen Kollegen die Wochenenden. Dienste können auch getauscht werden – wenn mal ein Notfall eintritt. Luciero: „Dann spreche ich mit meinem Disponenten und schaue, ob ich einen Dienst tauschen kann. Mit etwas Vorlaufzeit ist das meist noch problemlos möglich.“  

Ein Porträt von Personalerin Lara Schankweiler.
„Man kann private Termine, Behördengänge oder Arztbesuche flexibler wahrnehmen.“

Lara Schankweiler, Personalerin bei der Vias

Die Schichten haben aber auch Vorteile. Lara: „Ein großer Vorteil gegenüber dem klassischen „9to5-Job“: Man erhält Zulagen für die geleisteten Schichten, die sich direkt aufs Entgelt auswirken.“ Doch nicht nur das: Wer am Wochenende arbeitet, arbeitet natürlich trotzdem nicht mehr als seine vertraglich vereinbarten Stunden – und bekommt dafür unter der Woche frei. Schankweiler: „Somit kann man private Termine, Behördengänge oder Arztbesuche flexibler wahrnehmen.“ 

Das hat auch Luciero schon oft zu schätzen gelernt: „Ich kann da beispielsweise ins Kino gehen, denn am Wochenende sind mir die Säle meist zu voll. Oder bei Konzerten. Da kann ich ganz entspannt unter der Woche eine Vorstellung genießen.“

Bahner*innen bringen Familien zusammen

Extra-Geld und Extra-Zeit – und eine extra Portion Emotionen. Das spüren Luciero und seine Kolleg*innen besonders zur Weihnachtszeit. Dann nämlich sorgen sie dafür, dass „Driving Home for Christmas“ Wirklichkeit wird. „Dieses Gefühl, dafür zu sorgen, dass andere Menschen gleich mit ihrer Familie zusammensitzen können, das gibt einem wirklich viel. Und ist ein toller Ausgleich dafür, dass man selbst am Arbeiten ist.“