Schichtdienst unterm Tannenbaum: So arbeiten Lokführer an Weihnachten
Für Außenstehende bedeutet Schichtdienst vor allem eines: Arbeiten, wenn andere frei haben – auch an Feiertagen. Doch dass der Schichtdienst sehr flexibel ist und die Eisenbahnverkehrsunternehmen bei der Dienstplanung enorm auf ihre Mitarbeiter eingehen, wissen nur die wenigsten.
Mindestens einen Tag frei
„Bei uns werden Urlaubspläne immer im November des Vorjahres eingereicht. Bestenfalls haben die Kollegen schon da überlegt, ob sie gerne an Weihnachten frei hätten oder lieber an einem anderen Tag“, erklärt Benjamin Krause. Der Betriebsmanager der Rurtalbahn und VIAS Rail Region West ist seit 2002 im Unternehmen und seit 2017 Betriebsmanager.
Bei der Schichtplanung ist für ihn ein faires Miteinander besonders wichtig. „Wir versuchen natürlich immer, auf Wünsche einzugehen. Dabei berücksichtigen wir den Dienstplan aus dem vorigen Jahr und stellen uns selbst die Prämisse, dass jeder Lokführer mindestens einen Tag um die Weihnachtsfeiertage haben sollte, an dem er frei hat“, so der Betriebsmanager.
Einige Feiertage werden als Samstag gefahren
Besonders bei der Rurtalbahn zeigt sich, dass man als Triebfahrzugführer durchaus den Weihnachtsabend zu Hause verbringen kann, denn hier wird der 24. Dezember wie ein Samstag gefahren. Im Klartext: „Das bedeutet, dass insgesamt weniger Schichten gefahren und Heiligabend ab 17:15 Uhr der Betrieb eingestellt wird. Bestenfalls kann dann jeder Lokführer um 18 Uhr zum Essen bei seiner Familie sein. Bei der VIAS Rail wird der erste und zweite Feiertag als Sonntag gefahren – hier gibt’s dann auch weniger Schichten.“
Doch nicht jeder Lokführer will an Weihnachten auch unbedingt frei haben. „Nicht alle unsere Kollegen sind christlich. Manche tauschen lieber ihre Dienste und müssen dann zum Beispiel nicht am Zuckerfest arbeiten oder an anderen für sie wichtigen Tagen. Und einige Kollegen freuen sich natürlich auch einfach über den Zuschlag."
Dass die Lokführer ihre Schichten auch untereinander tauschen können, mache vor allem der kollegiale Zusammenhalt möglich. Denn auch wenn sich die Kollegen im normalen Schichtbetrieb nur bei der Zugübergabe sehen, seien sie laut Krause alle gut miteinander vernetzt und sehr hilfsbereit. „Besonders schön ist, dass alle Kolleginnen und Kollegen für Lokführer mit Kindern Verständnis haben, dass diese bei ihren Familien sein können“, meint Krause. „Ich bin ja selber 8 Jahre als Streckenlokführer gefahren. Als ich angefangen habe, war ich noch ein sehr junger Kollege und für mich war klar: Ein Vater gehört eher unter den Tannenbaum als ein junger Bursche, der noch keine eigene Familie hat. Ich habe dann lieber Silvester gefeiert und das machen die jungen Kollegen teilweise noch heute so. Wer an Weihnachten fährt, der kann Neujahr frei machen.“
Von selbstgebackenen Keksen und Schneemassen
Und dass Fahrten an den Feiertagen manchmal etwas ganz Besonderes sein können, hat Benjamin Krause selbst erlebt: An den Weihnachtsfeiertagen komme eine ganz eigene Stimmung im Zug auf, weil man Familien nach Hause fahre, die sehr dankbar dafür sind. „Einmal, als ich an den Weihnachtsagen gefahren bin, hat mir ein Fahrgast selbstgebackene Plätzchen geschenkt. Das glaubt man gar nicht, aber es kommt tatsächlich öfter vor, dass man kleine Präsente als Geste der Dankbarkeit bekommt.“
Ein weiteres winterliches Erlebnis während seiner Dienstzeit ist ihm in guter Erinnerung geblieben: „2010 hatte es um die Weihnachtszeit auf der Rurtalbahn Strecke bis Düren-Heimbach so sehr geschneit, dass kein Zug mehr fahren konnte“, erinnert sich Krause. „Dann ist die gesamte Belegschaft samt Geschäftsführung auf die Schiene gegangen und hat angefangen, die Strecke freizuschaufeln. Wir haben so lange Schnee geschippt, bis die Bahn wieder fahren konnte. Das war für mich ein besonderer Moment und wir sprechen alle heute noch davon. Denn es zeigt, dass wir wirklich alle gemeinsam als großes Team an einem Strang ziehen!“