So arbeitet ein Lokführer: Alltagseinblicke bei den Bahnen in NRW
1. Als Lokführer/in Karriere machen
Was Zafer Kinik am Lokführerberuf besonders gefällt? Der 33-Jährige muss da nicht lange überlegen: „Ich habe nicht nur einen krisenfesten Job, sondern einen Beruf mit sehr guten Aufstiegsmöglichkeiten.“ Noch keine zwei Jahre liegt seine Umschulung zum Triebfahrzeugführer zurück. Inzwischen ist er bei der Regiobahn Mitglied im Betriebsrat und Mentor für neue Quereinsteiger. Er betreut – pandemiebedingt online – neue Kursteilnehmer/innen im theoretischen Unterricht und begleitet Umschüler/innen bei ihrer praktischen Ausbildung auf den Talent-Triebwagen der Regiobahn. „Es macht mir Spaß, mich zu engagieren und mein Wissen weiterzugeben.“
2. Lokführer/innnen arbeiten 39 Wochenstunden
Die wöchentliche Arbeitszeit von Lokführer/innen liegt bei 39 Stunden. Je nach Schicht variiert die genaue Stundenzahl zwischen 28 und 45. Allerdings dürfen 45 Wochenstunden nicht überschritten werden. Zafer erklärt: „Am Ende eines jeden Jahres habe ich im Durchschnitt jede Woche 39 Stunden gearbeitet.“
3. Viel Freizeit trotz Wechselschichtdienst
Züge fahren auch früh am Morgen, spät am Abend sowie samstags und sonntags. Deshalb arbeiten Lokführer/innen im Wechselschichtdienst – auch am Wochenende und an Feiertagen. „Trotzdem habe ich sehr viel Freizeit. In vielen Wochen arbeite ich sogar nur an drei Tagen“, betont Zafer.
4. Schichtdienst ist Teamarbeit
Die Schichtpläne für Lokführer/innen werden gut geplant. Ein Jahresplan weist freie Feiertage und Urlaubszeiten aus, die Wochenpläne werden mit allen Kolleg/innen im Team abgesprochen. So kann jeder seine persönlichen Termine – etwa für Arztbesuche oder Kinderbetreuung – in die Planung einbringen. „Das ist mir sehr wichtig und sorgt für ein gutes Arbeitsklima“, meint Zafer.
5. Minutengenauer Schichtplan
Lokführer/innen haben keinen 9-17-Uhr-Job. Sie arbeiten im Wechselschichtdienst. Dabei hat jede Schicht einen minutengenauen Zeitplan, abgestimmt auf den Fahrplan der Bahnlinie und auf die Schichtzeiten aller Kolleg/innen. Eine Tagesschicht startet beispielsweise um 11.17 Uhr und endet um 18.07 Uhr. Eine Spätschicht geht von 16.20 Uhr bis 01.18 Uhr. „Jede Schicht ist von der Zeit her unterschiedlich und auch unterschiedlich lang“, sagt Zafer, „aber immer exakt geplant.“
6. Sicherheitsprüfung zur Frühschicht
In den verschiedenen Schichten müssen Lokführer/innen viele unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Frühmorgens zur ersten Schicht muss das Fahrzeug erst einmal bereitgestellt, also vom nächtlichen Abstellgleis zur Starthaltestelle gefahren werden. Vorher allerdings muss der Lokführer die Betriebssicherheit seines Fahrzeugs prüfen, zum Beispiel Radsätze und Bremsen checken. Außerdem müssen Beleuchtungen oder Klimaanlagen angeschaltet werden. „Dafür gibt es genau vorgeschriebene Abläufe“, erklärt Zafer.
7. Tanken nach Betriebsschluss
Nach der letzten Schicht müssen Lokführer/innen ihre Bahn zurück ins Abstellgleis fahren. Abschließend prüfen sie noch einmal die Betriebssicherheit des Fahrzeugs und füllen gegebenenfalls den Bremssand nach oder – bei den Dieselloks der Regiobahn – auch Treibstoff und Motoröl. Das gehöre wie beim Autofahren einfach dazu, meint Zafer: „Nur waschen muss ich meine Bahn nicht, das machen die Kolleg/innen aus dem Bereich Werkstatt/ Istandhaltung.“
8. Fahrzeugübergabe
Klar, dass sich Lokführer/innen-Kolleg/innen treffen müssen. Zwischen den verschiedenen Tagesschichten finden ausführliche Übernahme- bzw. Ablösegespräche statt. Gibt es besondere Vorkommnisse auf der Strecke? Ist am Fahrzeug alles in Ordnung oder klemmt vielleicht eine Tür? Zafer betont: „Bevor sich mein Kollege oder Kollegin abmeldet und ich mich am Bordcomputer neu anmelde, haben wir alles, was wichtig ist, geklärt.“
9. Fahrzeug- und Betriebsstörungen
Auf Fahrzeug- oder Betriebsstörungen sind Lokführer/innen immer gut vorbereitet. „Türstörungen sind der Klassiker“, meint Zafer. Aber manchmal funktionieren auch Weichen oder Schranken nicht. Oder es gibt Unfälle und dann muss der Lokführer eine Umleitung fahren. „Bei Störungen ist es immer wichtig, dass wir die Ruhe bewahren und unsere Fahrgäste gut informieren“, betont Zafer. „Ich habe es schon erlebt, dass sich Fahrgäste beim Ausstieg bei mir bedankt haben, obwohl wir auf der Strecke halten mussten und dann sehr viel Verspätung hatten.“
10. Feste Pausenzeiten
Lokführer/innen haben in jeder Schicht feste Pausenzeiten. „Länger als sechs Stunden dürfen wir nicht durcharbeiten, aber meistens machen wir schon früher eine Pause, in längeren Schichten auch zwei,“ erzählt Zafer. Idealerweise sind die Pausen an den Endbahnhöfen eingeplant, denn dort gibt es Pausenräume und auch Toiletten.
11. Bereitschaftsdienst
Bei plötzlichen Krankheitsfällen darf ein Lokführer-Schichtplan nicht völlig aus dem Takt geraten. Schließlich müssen die Bahnlinien weiter bedient werden. „Bei der Regiobahn haben wir immer einen Bereitschaftsdienst für Notfälle und eine Ersatz-Personalplanung“, betont Zafer.